Interview mit Linus Stauffacher

"Ein jedes Spiel ist für mich ein sportlicher Höhepunkt."

Für welchen Verein pfeifst du?

FC Buchs

 

Was hat Dich dazu bewegt Schiedsrichter zu werden?

Nach 13 Jahren als Spieler von den kleinsten Junioren bis in die 2. Liga war auf Grund des Studiums und meinem Wunsch, währenddessen in Zürich zu wohnen das Training beim FC Buchs nicht mehr möglich. Deshalb, und weil ich dachte, dass ich zur ‚Schiedsrichterei’ passe, entschied ich mich den Grundkurs zu besuchen.

 

Dein erstes Spiel war?

C-Junioren FC Gams – FC Haag

 

Wie ging deine SR- Karriere dann weiter?

In stetigen Schritten stieg ich in zwei Jahren in die 4. Liga auf. Nach dem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen und meinem Wiedereintritt ein Jahr später in die 5. Liga habe ich mich 2012 entschieden die Assistentenausbildung zu besuchen. Kurz darauf legte ich den Fokus auf die Rolle an der Seitenlinie. 2014 wurde ich für die Talentgruppe angefragt und seit dem Sommer 2015 darf ich am Referee Academy Programm des SFV teilnehmen. Nach je einem Jahr mit Spielen in der U18 und anschliessend in der 2. Inter bin ich nun als SRA in der Performance Season und in der 1. Liga als Kandidat im Einsatz. Die SR-Qualifikation 2. Liga definitiv habe ich im Sommer 2017 erhalten.

 

Was hast du in deiner Zeit als Schiedsrichter gelernt?

Da fallen mir mehrere Aspekte ein.

Zum einen habe ich viele Sportlerinnen und Sportler kennengelernt. Ich freue mich immer wieder auf den Kontakt mit ihnen, wie zum Beispiel die Reise an den Spielort, an einem regionalen Anlass oder beim gemeinsamen Training. Über die Jahre hinweg entwickelten sich aus Bekanntschaften gute Freundschaften, welche ich heute sehr schätze.

 

Zum anderen habe ich mich selber in unterschiedlichen Aspekten weiterentwickelt - Fussballverständnis, Selbstreflexion, Auftreten, Fokus auf eine Sache, Umgang mit Druck, Umgang mit Fehlentscheidungen sind nur einige davon.

 

Des Weiteren lernte ich auch das Fussballbusiness, das Verbandswesen und die unterschiedlichen Regionen der Schweiz besser kennen.

 

Was war dein (bisheriger) Höhepunkt in deiner SR- Karriere?

Ein jedes Spiel ist für mich ein sportlicher Höhepunkt. Neben dem Einsatz am internationalen U19 Turnier in Altstätten als Assistent im Frühling 2015 waren für mich die folgenden Entscheidungsspiele mit spannender Ausgangslage Highlights:

-        -  Erstmaliger Aufstieg FC Taminatal zu Hause gegen FC ACRP Davos von der 5. in die 4. Liga

-        -  Aufstieg des FC Flums zu Hause im tragischen Nachtragsspiel gegen den FC Linth 04 3a von der 4. in die 3. Liga

-        - KO-Finalspiel um den Gewinn der U18 Meisterschaft als SRA1 zwischen dem Grasshopper-Club Zürich (Trainer: Johann Vogel) und dem FC Zürich (Trainer: Ludovic Magnin) über 120 Minuten

 

Bist du weiterhin im Schiedsrichterwesen aktiv?

Ja, ich freue mich auf noch viele spannende Fussballspiele in den verschiedensten Rollen. Meine Ziele diese Saison sind viele Erfahrung in der neuen Liga zu sammeln und am U19 Osterturnier in Bellinzona mit dabei zu sein.

 

Engagierst du dich in einer Trainingsgruppe des OSV?

Ja. In den ersten Jahren war ich an vielen Anlässen des OSV-Cups anwesend und konnte im ersten Jahr sowohl das Curlingturnier gewinnen, wie auch zum Sieg beim OSV-Cup beitragen. Seit gut drei Jahren bin ich nun im Vorstand der Schiedsrichter-Trainingsgruppe Werdenberg-Liechtenstein-Sarganserland und als Sportchef verantwortlich für die Organisation eines Teams von uns an den verschiedenen Anlässen und für das Erledigen verschiedener weiteren Pflichten wie z. Bsp. dem Erstellen von Info-Schreiben zweimal pro Jahr an unsere Mitglieder, Gönner und Vereine.

 

Wie nimmt dein Umfeld deine Tätigkeit als Schiedsrichter bzw. im Schiedsrichterwesen wahr?

Meine Familie, sowie auch meine Freundeskreise, interessieren sich nicht sehr stark für Fussball. Daher steht Fussball selten im Vordergrund. Es gehört für sie zu mir als mein Hobby. Meine Partnerin bringt grosses Verständnis für meinen Einsatz mir entgegen, unterstützt mich und schaut sich gelegentlich gerne auch ein Spiel an. Ich bin auch in der glücklichen Lage einen Arbeitgeber zu haben, bei dem ich meine Abwesenheiten durch Einsätze (Kurse, Spiele, Trainings) und Geschäftstermine selbständig mit viel Freiheit koordinieren kann.

 

Wer unterstützt dich besonders bei deiner Tätigkeit als Schiedsrichter bzw. im Schiedsrichterwesen?

Seit dem Anfang ist Mehmed Ljatifi, der beim gleichen Stammverein gemeldet ist, meine erste Ansprechperson. Seit vier Jahren bin auch dem Liechtensteiner Fussballverband und deren Leiter SR-Wesen Oswald Gritsch sowie allen Trainingskollegen sehr dankbar für die Möglichkeit von regelmässigen hochstehenden Trainings, Kursen und konstruktiven Austausch zu verschiedensten Themen. Während unserer gemeinsamen Zeit in der OFV Talentgruppe war für mich Benny Aggeler eine grosse Unterstützung.

 

Tauscht du dich regelmässig mit deinen SR- Kollegen über das Schiedsrichterwesen aus?

Ja, wir besprechen häufig vor dem Match die Ausgangslage (Spielort, Mannschaften, Staff etc.) und tauschen uns nach dem Spiel über das Erlebte aus.

 

Was sind aus deiner Sicht die grössten Herausforderungen für Schiedsrichter in der Ostschweiz?

Ich denke eine grosse Herausforderung ist es die Führungsrolle Woche für Woche anzunehmen und für die Spiele mit unterschiedlichem Charakter in dazu passenden Ausprägungen einzusetzen. Dass es dabei notwendig ist andere Umstände auszublenden (Situation im Job, Streit zu Hause etc.), und sportliche aktiv zu sein erschwert die Aufgabe.

 

Hast du einen Schiedsrichter als Vorbild?

Nein, aber wenn ich irgendwo irgendwas sehe oder höre von einem Schiedsrichter, wobei ich denke, dass es mich vorwärtsbringt, dann versuche ich das umzusetzen.

 

Was ist deine grösste Motivation in diesem Hobby?

 

Einen sportlich aktiven Teil vom Fussballspiel zu sein und dabei immer wieder Herausforderungen zu bewältigen und mich dabei weiterzuentwickeln.

Linus Stauffacher
Linus Stauffacher