Interview mit Nadine Reichmuth

"Meine ruhige und direkte Art verschafft mir den Respekt bei den Spielern!"

Für welchen Verein pfeifst du?

FC Rapperswil-Jona

 

Hast du einmal deinen Stammverein gewechselt?

Nein. Ich werde hoffentlich auch nie einen Grund haben, das zu tun. Ich habe hier Fussball gespielt, das ist mein zu Hause.

 

Was hat Dich dazu bewegt, Schiedsrichterin zu werden?

Ich brauchte einen Tapetenwechsel. Ich habe jahrelang Fussball gespielt und mit der Zeit die Freude verloren. Letztes Jahr ist die Zeit gekommen, da wollte ich eine neue Herausforderung im Fussball übernehmen. So ganz ohne geht es dann doch nicht.

 

Kannst du dich noch an dein erstes Spiel erinnern? Wie ist es gelaufen?

Da noch nicht allzu viel Zeit vergangen ist, kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. So nervös war ich wohl seit meiner LAP nicht mehr. Bereits in den ersten fünf Minuten musste ich einen Penalty pfeifen. Das Spiel verlief allerdings ruhig. Ich hatte alles unter Kontrolle. Mein Betreuer war sehr zufrieden.

 

Wie ging deine SR-Karriere dann weiter?

Es verlief alles sehr gut. Ich hatte ein super Umfeld, welches mich jederzeit unterstütze. Ich konnte von Spiel zu Spiel mehr dazu lernen und erhielt immer sehr viel Lob von Beteiligten und Zuschauern. Ich durfte einige Footeco-Spiele leiten, was mich zusätzlich sicherer machte und vor allem eine gute Vorbereitung für meine kommenden Inspektionen gab.

 

Was hast du in deiner Zeit als Schiedsrichter gelernt?

Ich habe gelernt dass es mindestens 5400 Sekunden vollste Konzentration braucht. In einem Bruchteil einer Sekunde richtige Entscheidungen zu treffen und diese ob positiv oder negativ überzeugt durchzusetzen. Durch meine ruhige und direkte Art hole ich mir den Respekt, den ich für die Partie brauche.

 

Was war dein (bisheriger) Höhepunkt in deiner SR- Karriere?

Ich fühle mich geehrt seit kurzer Zeit zur Frauen-Förderungsgruppe dazu zu gehören und an den kommenden zwei Wochenenden Turniere in Biel leiten zu dürfen.

 

Was unternehmt ihr in der Frauen-Fördergruppe? 

Ich gehöre noch als Gast dazu, durfte aber bereits ein tolles, intensives Training mit den Frauen miterleben. Ebenso hatten wir Theoriestunden und eine Persöhnlichkeitsschulung, bei dem wir ein Gastreferat einer Eishockeyschiedsrichterin hatten. Bei ausgewählten Spielen kann es sein, dass wir gleich beobachtet werden und direkt ein Feedback erhalten. Über weitere Aktivitäten kann ich leider noch nicht mehr Auskunft geben.

 

Fühlst du dich als Schiedsrichterin von Spielern anders behandelt?

Ich würde jetzt aus meinen kurzen Erfahrungen behaupten, dass die Hemmschwelle frauenseits niedriger ist, als bei den Männern, wenn sie gegenüber einer Schiedsrichterin stehen. Ich habe allerdings bis jetzt keine schlechten Erfahrungen gemacht.

 

Was sind noch deine Ziele als Schiedsrichter?

Eine bestimmte Liga möchte ich nicht definieren. Doch hoffe ich, dass es weiterhin so erfolgreich weitergeht. „Setzte deine Ziele so hoch wie möglich, denn du bist der einzige, der diese erreichen kann“.

 

Engagierst du dich in einer Trainingsgruppe des OSV?

Ich habe keine entscheidende Rolle in der TG Linth, bin aber ein aktives Mitglied und unterstütze die Gruppe, wo immer es geht.

 

Wie nimmt dein Umfeld deine Tätigkeit als Schiedsrichter bzw. im Schiedsrichterwesen wahr?

Die meisten sind ersten Moment überrascht, da sie eher weniger mit einer Schiedsrichterin rechnen. Die Rückmeldungen sind dann aber doch positiv.

 

Wer unterstützt dich besonders bei deiner Tätigkeit als Schiedsrichter  bzw. im Schiedsrichterwesen?

Ich wurde von Beginn an von meinem „Schiri-Götti“ tatkräftig unterstützt. Seine ehrliche Kritiken und Tipps haben mich sehr viel weitergebracht. Die Familie besucht regelmässig meine Spiele und unterstützt mich. An meinem Umfeld gibt es demnach nichts zu kritisieren.

 

Tauscht du dich regelmässig mit deinen SR-Kollegen über das Schiedsrichterwesen aus? Falls ja, was sind die Hauptthemen, die ihr bespricht?

Ja, bei jedem Treff wird über Erlebtes diskutiert und Ratschläge ausgetauscht.

 

Was sind aus deiner Sicht die grössten Herausforderungen für Schiedsrichter in der Ostschweiz?

Egal von welchem Verband der Schiedsrichter kommt, bin ich der Meinung, dass man überall dieselben Herausforderungen hat. Dadurch der OFV ein sehr grosses Verbandsgebiet ist, können natürlich grössere Anreisedistanzen möglich sein, als in anderen Verbänden.

 

Du darfst mit deinem Schiedsrichterausweis schweizweit kostenlos Spiele besuchen. 

Wenn es zeitlich mit den eigenen Spielen aufgeht, schaue ich Spiele der Super League an. Natürlich auch von unserer 1. Mannschaft in der Promotion League.

 

Hast du einen Schiedsrichter als Vorbild?

Mark Clattenburg.

Nadine Reichmuth
Nadine Reichmuth