Interview mit Simon Fausch

"Als Schiedsrichter konnte ich mich persönlich weiterentwickeln."

 

Für welchen Verein pfeifst du?

Für den FC Lenzerheide/Valbella

 

Was hat Dich dazu bewegt Schiedsrichter zu werden?

Als Junior durfte ich beim FC Lenzerheide/Valbella die C- und B-Junioren meistens als Captain auf das Feld führen. Nach den Junioren spielte ich zwei Jahre in der vierten Liga weiter. Ich war stets ein «bockharter» Abwehrspieler. Neben dem Platz ruhig und besinnlich, aber auf dem Platz voller Emotionen und meistens unzufrieden mit den Schiedsrichtern. Als ich nach der Lehre aufgrund der Arbeit und des Studiums nach Zürich wechselte, zog ich mich aus zeitlichen Gründen vom Fussballspielen zurück. Die Emotionen, Freundschaften & tollen Erlebnisse auf dem Fussballfeld habe ich sehr vermisst. Somit entschied ich mich dem Fussball auf einer anderen Art und Weise erhalten zu bleiben. Ich war sehr ambitioniert und wollte mir beweisen, es besser machen zu können als jene Schiedsrichter, welche ich als Junior in Erinnerung hatte.

 

Dein erstes Spiel war?

Das C-Junioren Spiel der ersten Stärkeklasse zwischen dem FC Bonaduz und dem FC Chur. Ich war beeindruckt, welche Freude und was für spielerische Fähigkeiten die Mannschaften an den Tag legten. Beide Teams kämpften mit vollem Einsatz aber toller Fairness bis zum Schluss.

 

Wie ging deine SR- Karriere dann weiter?

Danach durfte ich gleich in einem hohen Rhythmus (jeweils zwei Spiele pro Woche, eines am Mittwoch und eines am Samstag) viele weitere Tolle Spiele bei den C Junioren pfeifen. Nach einigen Spielen bekam ich meinen ersten B-Junioren Match zugeteilt, worauf ich die Beförderung zum B-Junioren Schiedsrichter erhielt. Nach einigen Spielen bei den B-Junioren durfte ich dann im Sommer mein erstes Spiel bei den Aktiven pfeifen.

 

Was hast du in deiner kurzen Zeit als Schiedsrichter gelernt?

Ich habe sehr viele neue Menschen kennengelernt und konnte dadurch viele neue Kontakte knüpfen. Als Schiedsrichter konnte ich mich persönlich weiterentwickeln. Ich lernte die verschiedenen Situationen besser einzuschätzen, eindeutig und klar zu kommunizieren, mit Fehlern umzugehen und konnte mich auch konditionell verbessern:)

 

Was war dein (bisheriger) Höhepunkt in deiner SR- Karriere?

Der absolute Höhepunkt war für mich als ich direkt nach dem ersten Match bereits beim zweiten Spiel eine Partie der Footeco Meisterschaft vom Team Südostschweiz leiten durfte. Das spielerische und taktische Verhalten der Junioren sind beeindruckend. Was für mich herausstach, war das extrem faire Verhalten der Spieler, Trainer und Eltern der Junioren. Egal was für ein Pfiff, es gab keine Reklamationen. So macht das Leiten einer Partie riesen Spass!

 

Engagierst du dich in einer Trainingsgruppe des OSV?

Leider bin ich bis und mit heute noch nicht dazu gekommen. Ich finde die Gruppe eine super Idee und werde bei der nächst bietenden Gelegenheit sehr gerne an einem Event teilnehmen.

 

Wie nimmt dein Umfeld deine Tätigkeit als Schiedsrichter bzw. im Schiedsrichterwesen wahr?

Um ehrlich zu sein, hat mein Umfeld zuerst geschmunzelt und gemeint, ich mache einen Scherz. In der Zwischenzeit freuen sich alle für mein Hobby und finden es toll. Wenn wir zusammen einen Fussballmatch anschauen, wird vermehrt ein Auge auf den Schiedsrichter geworfen und die Kollegen müssen jeweils zugeben, dass die Beurteilung für den Schiedsrichter nicht so einfach ist. Beim Heimverein werde ich immer wieder zu Regeln ausgefragt und die Mitspieler erklären mir jeweils mit welchen Entscheidungen des letzten Schiedsrichters sie nicht einverstanden waren.

 

Wer unterstützt dich besonders bei deiner Tätigkeit als Schiedsrichter bzw. im Schiedsrichterwesen? 

Am meisten unterstützen mich meine Familie und meine Freunde. Eine grosse Unterstützung erhalte ich ebenfalls von meinem Heimverein sowie den sehr offenen und freundlichen Ausbildner und Inspizienten vom OFV.

 

Tauscht du dich regelmässig mit deinen SR- Kollegen über das Schiedsrichterwesen aus?

Ab und zu tauschen wir uns über neue Regeln aus. Wir haben seit dem Grundausbildungskurs einen WhatsApp Schiedsrichterchat wo wir auch einmal über etwas anderes als nur Regeln texten können.

 

Was sind aus deiner Sicht die grössten Herausforderungen für Schiedsrichter in der Ostschweiz?

Meiner Meinung nach muss die Akzeptanz des Schiedsrichters bei den Spielern und Trainern vor allem in den tieferen Ligen verbessert werden. Die Mannschaften sollten verstehen, dass im Fussball Sieg und Niederlage nicht aufgrund einer Schiedsrichter Entscheidung besiegelt werden. Es gibt neunzig Minuten Zeit dies spielerisch auf dem Fussballfeld zu entscheiden. Fehler können passieren, es sollte nicht zweimal der gleiche Fehler passieren und man sollte dazu stehen, wenn man einen Fehler gemacht hat.

 

Hast du einen Schiedsrichter als Vorbild?

Mein Schiedsrichter Vorbild ist Nicola Rizzoli. Er hat 2013 den Champions League Final sowie den WM Final gepfiffen und hatte stets einen sehr guten Umgang mit den Spielern.

 

Was ist deine grösste Motivation in diesem Hobby?

Ich möchte auf dem Fussballfeld als Sportler akzeptiert werden. Das Wichtigste ist für mich,  dass die beiden Teams Freude am Fussball haben und einen fairen und tollen Match erleben dürfen.

Simon Fausch
Simon Fausch